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Die Bibel

In jedem Märchen findet sich ein bisschen Wahrheit

Ich habe mich immer wieder einmal gefragt, ob ich die Bibel als eigenständiges Thema aufgreifen soll oder nicht, schließlich wird die Bibel auch an anderen Stellen im Manuskript angesprochen. Da aber die Art und Weise, wie Menschen im Allgemeinen nach Themen gegliederte geistliche Texte lesen, eher von Interessenbezogenheit als von logischer Ordnung geprägt ist, erscheint hier eine Zusammenfassung doch notwendig.

Das Buch der Bücher

Der Christ sieht in der Bibel ein Werk, deren hundertprozentiger Wahrheitsgehalt sich daraus ergibt, dass irgendjemand (im Plural) festgestellt hat, es wären alle Worte in den Schriften des AT und NT von Gᴏᴛᴛ eingegeben und somit selbstverständlich auf ewig wahr. Natürlich sind da Fragen völlig überflüssig oder gar eine Todsünde. Wer wagt schon, „Gᴏᴛᴛᴇs eingegebenes Wort“ in Zweifel zu ziehen, obwohl es doch nur Menschen waren, die sich nach deren persönlichen Eingebungen geäußert haben (sollen). Ja, viele Menschen haben Eingebungen, ob das allerdings Gᴏᴛᴛᴇs Worte sind, kann niemand sagen. Behaupten kann man viel.

Moment, Moment, meine Worte sind nicht die Worte Gᴏᴛᴛᴇs. Ich denke nach und versuche Gᴏᴛᴛ zu ergründen, mehr nicht. In meiner Erkenntnis Gᴏᴛᴛᴇs beweist Eʀ lediglich mir, dass Eʀ Sɪᴄʜ für mich finden lässt. Andere Menschen können und sollen natürlich auch Gᴏᴛᴛ suchen und Iʜɴ finden, jedoch jeder auf seine eigene Art und Weise.

Also immer wieder NACHDENKEN, und das jeder für sich selbst!

Doch zurück zum Thema: … die Drohung in der „Offenbarung“ als abschließende Schrift der Bibel ist ja wohl ein starkes Stück. Angeblich soll jeder, der diesem Buch etwas hinzufügt oder etwas davon weglässt, von den in dieser Schrift beschriebenen Plagen heimgesucht und dessen Anteil am Baum des Lebens weggenommen werden. Eine Schrift als Wächter über alles Geschriebene in der gesamten Bibel. O welch ein Unsinn, der sich als diesen selbst offenbart, weil die Offenbarung bewusst ans Ende gestellt für die gesamte Bibel gelten soll und als abschließende Drohung den angeblich einzigen Weg zum Heil Gᴏᴛᴛᴇs „Die Bibel“ vollkommen unglaubwürdig erscheinen lässt. Jesus sagt ohne jegliche Drohung „Kehr um zu Gᴏᴛᴛ!“ und stellt damit lediglich ermahnend fest, dass der Mensch ohne Umkehr nicht zu Gᴏᴛᴛ kommt. Bedarf es da weiterer Drohungen? Natürlich nicht!

Dieser Abschluss der Bibel ist meines Erachtens für ein geistliches Vorankommen nicht nur vollkommen unnütz, sondern sogar richtig schädlich, denn Drohungen erwecken Angst und Angst verengt den Geist. Ein verengter Geist ist nicht mehr offen für Erkenntnis zu Gᴏᴛᴛ hin. Der Mensch erhält einen Tunnelblick, durch den er nur noch das sieht, was ihm vorgesetzt wird. Neue Fragen existieren nicht und die Antworten auf alte Fragen ergeben sich aus der Bibel selbst … oder eher nicht. Die meisten Christen fragen sowieso nur solange, bis sie mit der angeblichen Verheißung des Himmelreiches für sie die einzig befriedigende Antwort erhalten haben.

Es gibt solche ähnlichen Aussagen auch im AT. Der Mensch neigt für den Zweifelsfall dazu, auf Quellen zurückzugreifen, deren Originalität nicht nachgewiesen werden kann und bei entsprechender Argumentation nicht nachgewiesen werden muss – sprich, man stellt Behauptungen auf, die natürlich nicht widerlegt werden können: „Gott sagte mir“, „ein Bild ist erschienen“, „im Traum“. Nicht, dass das nicht so gewesen sein könnte, doch was beweist das? Nachgewiesenermaßen hat man seit Urzeiten speziell zu religiösen Anlässen berauschende Substanzen eingenommen. Was soll ich dann von Visionen halten?

Die Bibel muss der Wissenschaft standhalten, nicht umgekehrt!

Wir leben heute in einer doch recht fortschrittlichen Zeit. Jeder vertraut in seinem täglichen Leben der Wissenschaft, auch wenn es um die jüngere oder ältere Geschichte des Menschen geht. Archäologie ist solch eine anerkannte Wissenschaft. Nichts ist beweiskräftiger als Funde aus dieser oder jener Zeit, an diesem oder jenem Ort. Es kann so bald eine Geschichte darüber erzählt werden, wie etwas war, wie Menschen lebten oder eben auch nicht. Das ist wunderbar und eröffnet uns den wahren Blick auf die Zeit von vor drei-, zehn-, hundert- oder fünfhunderttausend Jahren bis auf – man höre und staune – je nach Untersuchungsmethode dreißig oder hundert Jahre genau. So kann man nachvollziehen, was wirklich los war, ob es den Exodus überhaupt gegeben haben konnte, ob Abraham in Kanaan ankam, was es mit David und seinem Sohn Salomo auf sich hat, ob die Juden wirklich kein Schweinefleisch aßen und ob es und wie lange bzw. seit wann es eine einheitliche Religion (bestenfalls das Judentum) in der Gegend Vorderasiens und Nordafrikas gab. Nicht zu vergessen natürlich Gᴏᴛᴛ! Wen hat man sogar zu (angeblich) Davids / Salomos Zeiten angebetet? Einen einzigen Gott, einen Gott mit Ehefrau, zwei oder mehrere unabhängige Götter oder gar ein Gott, der aus mehreren Göttern bestand? Ich möchte das hier nicht weiter ausdehnen, aber es ist faszinierend, was die wissenschaftliche Archäologie schon heute darüber herausgefunden hat.

Da das inzwischen bis in die Kreise einflussreicher Theologen vorgedrungen ist, werden die Erklärungen immer abstruser. Ein deutscher Theologieprofessor schrieb tatsächlich in einem Artikel, dass gerade die Pluralität des AT die Autorität des AT begründet. Man muss sich das einmal verdeutlichen: gerade weil das AT widersprüchlich ist, ist das AT wahr. Dazu fällt mir nichts mehr ein.

Das NT ist nicht minder seltsam. Ganz eifrige Bibelforscher finden doch tatsächlich noch Zusammenhänge in den widersprüchlichsten Aussagen der Evangelien. Oder schauen wir auf die Lehrbriefe oder die Apostelgeschichte. Da werden Autoren einfach festgelegt, da werden geistige Dinge mit weltlichem Unsinn vermischt, da wird um die Ecke gedacht und gedreht und festgestellt. Auch ich war anfänglich darüber erstaunt, wie doch scheinbare Zusammenhänge herausgearbeitet werden können. Oder war bei diesen Leuten der heilige Geist besonders fleißig, so wie es sich die allermeisten Christen erhoffen, die Bibel quasi erklärt zu bekommen? Letztendlich gab es auch bei diesen Personen natürliche Grenzen der Erklärbarkeit, sodass wichtige Fragen nicht erörtert, geschweige denn durch sie beantwortet werden können. Wenn man sich vorstellt, dass es Leute eines Glaubens gibt, die allein über die Offenbarung Bücher mit einem Umfang von sage und schreibe bis zu 800 Seiten (Erklärungsnot) verfassten, und dann noch zu widersprüchlichen Ergebnissen gelangen, kann man sich ausmalen, was jede einzelne der Seiten für einen Wert hat. Soll man noch herausfinden, was jeweils richtig ist? Deswegen liest man doch diese Bücher, oder?

Man darf mich nicht falsch verstehen, die alten Schriften (AT), die Evangelien und die Lehrbriefe enthalten schon einiges, was zur Erkenntnisgewinnung zu Gᴏᴛᴛ hin beitragen kann. So ist aber die Gefahr übermäßig groß, dass man dem äußerst Zweifelhaften darin auch Glauben schenkt, weil dieser nun einmal schmeichelhafter ist als die nackte und vor Gᴏᴛᴛ demütigende Wahrheit in der Nachfolge Jesu. Was das ist, muss jeder für sich herausfinden.

Bischöfe haben (irgend)eine Fassung einer Bibel zusammengestellt (kanonisiert), wohl auch zusammenstellen müssen, gab es zu diesem doch mehrere und teils gravierend unterschiedliche Versionen der heiligen Schrift als Ganzes. Was während dieses „Findungsprozesses“ wirklich eine Rolle spielte, kann niemand sagen, ob es allerdings rein geistliche Aspekte waren, bleibt mehr als zweifelhaft. Ab dem frühen vierten Jahrhundert gab es also einen Kanon der Bibel.

Oder doch nicht? Denn selbst in der heutigen Zeit gibt es nicht nur verschiedene Ausgaben mit den unter Umständen gleichen Textpassagen in gegensätzlicher Übersetzung, es sind heute mehrere Versionen der Bibel in Umlauf, je nachdem, von welcher Konfession man ausgeht. Ist der eine nun auf dem Holzweg und der andere macht alles richtig? Oder umgekehrt? Ist das denn tatsächlich alles Gᴏᴛᴛᴇs Wort, wenn nach menschlichem Gutdünken das Wort Gᴏᴛᴛᴇs einmal für wichtig und dann wieder für unwichtig eingestuft wird? Wiederspricht der eine Bischof dann nicht dem anderen? Ist des einen Glaube anders als des anderen oder nur besser oder was sonst? Nein, das ganze Gezeter ist einfach nur schrecklich.

Von Kaiser Konstantin I, einem rein weltlichen Kaiser, kann man selbstverständlich nicht erwarten, dass dieser bei der Durchsetzung wichtigster Fragen der Bibel rein geistlich vorgeht. Wie groß war der Einfluss solch eines Menschen auf die Kirche, wenn er zu jener Zeit der mächtigste Mann der westlichen Welt war? So sind unter seiner Führung während des Konzils zu Nicäa die ersten Lehrentscheidungen der christlichen Gesamtkirche zu einem Kanon geworden. War dann der Staat nicht folgerichtig der Einfluss schlechthin, der die Kirche lediglich zu einem Werkzeug der staatlichen Macht, also von sich selbst werden ließ? Wo bleibt der Glaube an Gᴏᴛᴛ, wenn er mit solcherlei Gedankengut durchsetzt wird? Was kann dann die Bibel sein, wenn nicht ein auf kaiserlichen Druck manipuliertes Sammelsurium von Schriften mysteriöser Herkunft und unbekannter Urheber? Bedenke, die Kirche war damals stark in Ost / West gespalten. Erst später, nachdem das Christentum am Ende des vierten Jahrhunderts durch einen Kaiser zur Staatsreligion erhoben wurde, bekam das Christentum Oberwasser und entwickelte sich dann auch recht schnell zu diesem gigantischen, unglaublich reichen und auch politisch äußerst einflussreichen Unternehmen „katholische Kirche“, was sie heute ist. Die evangelische Kirche ist nicht viel besser. Und dazwischen? Ach du meine Güte, was für ein Sumpf, was für Auswüchse.

Es sollte jedem einleuchten, dass die zutiefst gottlose Welt einzig nur deshalb auf Gᴏᴛᴛ zurückgreift, damit die Durchsetzung von höchst persönlichen Interessen erreicht wird, auch wenn Offizielle das gern anders darstellen. Das Christentum wurde schon immer dafür misbraucht und es wird auch immer weiter misbraucht werden. Deshalb lobt die Welt die Bibel als einen eindrucksvollen Leitfaden für alle Menschen, damit sie immer schön den weltlichen Interessen freudestrahlend folgen. Da haben ein paar richtige Gedanken, selbst wenn sie aus der Bibel stammen, keinerlei Chance.

Kehre um zu Gᴏᴛᴛ!

Letzte Aktualisierung am 21. Dezember 2024