Bedeutet Gemeinde gleich Gemeinschaft?
Die Bibel besteht aus Büchern, die leider in den Originalfassungen nicht mehr vorhanden zu sein scheinen. Was wirklich noch an Skripten und Aufzeichnungen existiert, die unter Umständen ein etwas anderes Licht auf verschiedene Themen der Religionen werfen könnten, kann nicht gesagt werden. Brisanz steckt allein schon in dem Gedanken, dass es sie noch geben könnte.
Weil aber vorliegende Schriftstücke ausschließlich Kopien sind, ist der Inhalt dieser Schriftstücke überhaupt nicht als Nachweis für Originalität nutzbar, soweit Originale in ähnlicher Form überhaupt jemals existiert haben. Verfasser sind nur vage bekannt – es wird lediglich vermutet. Vermutungen helfen aber prinzipiell nicht, wenn es darum geht, aus Schriften auch nur ansatzweise eine Erkenntnis zu gewinnen.
Ein weiteres überaus großes Problem sind Übersetzungen an sich, die natürlich wieder von Menschenhand angefertigt wurden und selbstverständlich des Übersetzers eigene Gedanken, Traditionen, Lehrmeinungen, Redewendungen und sprachliche Besonderheiten mit in die Übersetzung (von unter Umständen bereits zuvor übersetztem) eingeflossen sind. Hat unser Messias Jesus oder Gᴏᴛᴛ selbst jemals auf die Bibel im Allgemeinen und speziell in der jetzigen Form hingewiesen? Nein! So hat Jesus als Jude zwar auf die Schriften verwiesen, in welchem Umfang und in welchem Kontext diese zueinanderstanden, war allerdings vollkommen nebensächlich. Und ja, die Bibel könnte wegen der weiteren vorhandenen anderen Schriftstücke, die während der Konzile nicht als bibelaufnahmefähig bezeichnet wurden, auch anders aussehen, wenn dieser oder jener einflussreiche Kleriker sich mit seinen Ansichten durchgesetzt hätte.
So kann es doch nicht allzu viel wert sein, was heute als Kopie von Kopien lediglich in Bruchstücken vorliegt! Und wie kann aus solch einer Zettelwirtschaft voll von Vermutungen eine Basis für das Verständnis des Wortes Gᴏᴛᴛᴇs entstehen? Es ist schier unmöglich!
Was hat das aber mit der Gemeinde zu tun? Ganz einfach. Wir bedienen uns heute dem Wort „Gemeinde“ so selbstverständlich, als ob dieses Wort schon immer existiert hat. Dabei ist dieses Wort, an dem sich Millionen von Menschen ausrichten, erst im 8. Jahrhundert entstanden. Erstaunlich, wie siebenhundert Jahre lang Glaubensleben auch ohne in die Gemeinde zu gehen existiert hat. Das wiederholte Nutzen des Wortes „Gemeinde“ in der Bibel suggeriert lediglich, dass das Wort „Gemeinde“ natürlich ein Teil des Lebens von Gläubigen zur damaligen Zeit gewesen sein muss und deren Entstehung auf Petrus zurückgeht. Wenn man zwei der heute gängigen Bibelübersetzungen anschaut, wird man feststellen, dass Luther (Version 1912) 312 Mal das Wort „Gemeinde“ nutzte – sogar schon für Begriffe in den Schriften des AT – und dass es Menge gar auf 365 Erwähnungen des Wortes „Gemeinde“ in seiner Übersetzung brachte. Wörter wie „Versammlung, Zusammenkunft, Ansammlung oder Treffen“ scheinen also vor zweitausend und mehr Jahren schon nicht mehr das ausgesagt zu haben, was Gemeinde heute auszusagen scheint. Schauen wir uns die Bauwerke an, die von den Menschen genutzt wurden und wo man sich im neuen Glauben an Gᴏᴛᴛ getroffen hat. Es ist anzunehmen, dass ziemlich lang jene Bauwerke relativ kleine und einfach gebaute Wohnhäuser waren, deren Kapazitäten wirklich nicht mit den heutigen teils sehr großen Kirchenbauten in Form von Domen und Kathedralen vergleichbar sind, geschweige denn, dass sich Menschen in solchen Mengen dort treffen konnten. Eine Gemeinde im heutigen Sinn gab es unter den frühen Gläubigen an Gᴏᴛᴛ in der Lehre Jesu bestimmt nicht. Der Rummel, der heute durch die Gemeinden fegt, war zur damaligen Zeit einfach undenkbar.
Umso mehr wird er heute genossen.
Dass das heute so ist, muss einen Grund haben, der nicht auf den Glauben zurückzuführen ist.
Der Mensch hatte schon immer und hat immer noch ein Problem mit religiöser Entwicklung. Kurze Zeit nach der Kreuzigung Jesu hat es bereits angefangen, als die Apostel, vor allem aber der Lehrer Paulus, von Schwierigkeiten ihrer Glaubensgeschwister berichteten, an Jesus und seiner Heilsbotschaft festzuhalten. Es wurden damals schon Weisheiten, Lehren und Erkenntnisse abgelöst, erweitert, gekappt, umformuliert, angeglichen oder ganz fallen gelassen, wenn etwas Neues als Lehre auftauchte. Scheinbar war es dann weniger mühsam, den Glauben im Leben umzusetzen, versprach aber umso mehr für zumindest den, der diese neue Lehre aufstellte und vertrat. So gesehen kann man die Warnungen der Bibel vor Irrlehren bereits lange Zeit vor Jesus sehr gut nachvollziehen. Jesus selbst hat davor gewarnt.
Das ist natürlich glaubhaft, ist doch der Glaube an Gᴏᴛᴛ nichts, was einen Menschen befriedigt!
Der Glaube an Gᴏᴛᴛ ist das Begreifen von Gᴏᴛᴛᴇsfurcht, Demut, Bescheidenheit und Achtung vor der Schöpfung! Der Mensch in der Zeit nach Jesu Tod ist scheinbar wiederholt auf die Idee gekommen, dass diese unmenschlichen(!) Züge auch überhaupt nicht angestrebt werden müssen, da sie in der (unglaublichen) Erkenntnis der eigenen Unfähigkeit auch gar nicht erreicht werden können. Es wäre deshalb nur notwendig, den Menschen mit so viel Informationen zu versorgen, bis er zum Schluss davon überzeugt ist, er wäre bereits gottesfürchtig, demütig und bescheiden. Erstaunlich, wie viele Menschen das heute nicht nur als Ausrede, sondern darüber hinaus als Glaube aus der Lehre Jesu sehen und entsprechend leben.
Der Hᴇʀʀ vergebe uns unsere Sünden.
Die Gemeinde hat sich als trügerischer Glücksfall erwiesen, denn in einer Gemeinde der heutigen Tage können die Menschen nicht nur sich nach einer Woche wieder einmal treffen, sondern sie können auch zusammen feiern, essen, trinken, fröhlich sein. Der Gedanke an Gemeinschaft, wie sie damals notwendig war, um ältere, arme, kranke – eben hilfsbedürftige Menschen aktiv zu unterstützen, ist doch heute in einer Gemeinde weitläufig kaum zu finden.
Gemeinde? Was ist das also? Es ist sehr oft nur ein Verein, ein Veranstaltungsort gar, an dem sich Menschen selbst feiern, sich in Grüppchen zusammentun und andere eventuell sogar ausgrenzen, die Probleme der anderen besprechen, sich bemitleiden oder hervorheben und nur gelegentlich einmal etwas von Gᴏᴛᴛ verlauten lassen. Gemeinde ist die Bestätigung für jedes Mitglied, dass der eigene Glaube richtig gut sein muss, denn in der Gemeinde haben ihn ja alle, und das, obwohl doch keiner weiß, was der andere wirklich glaubt! Gemeinde ist leider zu oft das Haschen nach Mitgliedern und Ansehen nach außen hin und untereinander.
Wenn Älteste und Lehrer nicht streng auf Gᴏᴛᴛ fokussiert sind und diesen Glauben nicht mit fester Hand in der Gemeinde in Predigten weitergeben, ist Gemeinde wegen der Vielzahl der verschiedenen Mitglieder die Basis für ebensolche Irrlehren, die weg von Jesus, dem Messias, weg von der Heilsbotschaft und im Endeffekt weg von Gᴏᴛᴛ führen. Die Gemeinde ist dann das Grab für diejenigen, die bis dahin wirklich an Gᴏᴛᴛ geglaubt haben.
Was ist notwendig?
Die wichtigste Gemeinschaft ist die im täglichen Leben gelebte Gemeinschaft mit Gᴏᴛᴛ, dem Hᴇʀʀɴ und Vᴀᴛᴇʀ. Gemeinschaft ist notwendig und dann auch möglich mit dem Ehepartner und den Geschwistern im festen Glauben an Iʜɴ. Denn daraus ergeben sich Gespräche zum Nachdenken, kommen Erkenntnisse; daraus entwickelt sich Wachstum in und zu Gᴏᴛᴛ! So kommt aus der Gemeinschaft Stärke, Vertrauen, Gewissheit, Hilfe und Achtung. Der Glaube wird gestärkt und aus der sich so entwickelten Glaubensgemeinschaft kommt sogar physisches, doch vor allem geistiges Leben, das in die ewige Freude der Herrlichkeit Gᴏᴛᴛᴇs führt. Was wir brauchen, ist die Gemeinschaft mit wirklich gläubigen Menschen, die einzig Gᴏᴛᴛ als Mittelpunkt ihres Lebens und der Verheißung des Himmelreichs sehen. Was wir brauchen sind Geschwister, die sich selbst verleugnen, um Gᴏᴛᴛ zu finden. Was wir brauchen, ist die Annahme der gesunden Lehre Jesu, die so einfach wie auch kurz ist und das Seelenheil im Reich Gᴏᴛᴛᴇs einzig durch das Tun des Willens unseres Vᴀᴛᴇʀs, Gᴏᴛᴛ, dem Hᴇʀʀɴ sieht.
Möge uns Gᴏᴛᴛ auf unserem Weg zu Iʜᴍ beistehen.
Letzte Aktualisierung am 19. Dezember 2024